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E-Patientenakte

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DiGa, eRezept und ePatientenakte: Was ändert sich für die MFAs durch die Digitalisierung? Im Rahmen der Fortbildung HCP.digital gibt Dr. Anke Diehl medizinischen Fachangestellten Tipps und Denkanstöße zur Digitalisierung in der Arztpraxis

Wie können sich MFAs auf die Digitalisierung in der Praxis vorbereiten?

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Digitalisierung raketenartig beschleunigt. Für Expertinnen und Experten in der digitalen Medizin wie Dr. Anke Diehl, Digital Change Manager des Universitätsklinikums Essen, ist das einerseits sehr schön, da nun endlich Dinge umgesetzt werden, die technisch bereits lange möglich waren. Auf der anderen Seite, so Diehl, sei es natürlich schwierig, diese ganzen Dinge in die Versorgungspraxis umzusetzen. Die Einzelpraxen mussten sich vor kurzem an die Telematik-Infrastruktur (TI) anbinden. Aber diese TI-Anbindung ist nicht die einzige Veränderung, sondern es kommen immer mehr Neuerungen wie die elektronische AU, Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGa) oder das eRezept hinzu. 

Die Vorbereitung des gesamten medizinischen Personals wie auch der Patienten auf die neuen digitalen Möglichkeiten sei bislang unzureichend. „Wir haben eine Dreiteilung: die Leistungserbringer, die Leistungsträger und die Technik, die das ganze vermitteln soll. Und das soll von heute auf morgen einfach so umgesetzt werden. Da müssen wir nicht nur die Technik, sondern vor allem die Menschen mitnehmen, damit jeder versteht, wie bisherige Prozesse anzupassen sind.“

Die MFAs sei dabei das Aushängeschild der Praxis. Sie müsse alle abholen und mitnehmen. Das sei, so Diehl, eine gigantische Aufgabe und sehr schwer, gerade heute, wo auch die Patienten oft hohe Ansprüche hätten. Doch es sei extrem wichtig, dass alle auf Augenhöhe miteinander arbeiten und die Umsetzung der Digitalisierung in der Praxis gemeinsam vorbereiten. 

Was ändert sich für MFAs durch die ePatientenakte?

Die MFAs sind diejenigen, die an vorderster Front mit den Wünschen der Patientinnen und Patienten konfrontiert werden. Vielleicht kommen diese mit einem USB-Stick und allen bisherigen Befunden als pdfs in die Praxis oder direkt mit einer App der jeweiligen Krankenversicherung und möchten wissen, wie sie ihre Daten übertragen können. Oder sie fragen nach einem elektronischen Medikationsplan oder z. B. einer DiGa. Daher müssen MFA nicht nur über diese verschiedenen digitalen Optionen informiert sein, sondern sich auch mit ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern auseinandersetzen, ob die eigene Praxis überhaupt für diese Technik gerüstet ist und welche technischen Umstellungen notwendig sind. Außerdem muss geklärt werden, ob im Vorfeld bestimmte Informationen oder Einwilligungen eingeholt werden müssen, um neue digitale Prozesse umzusetzen. „Hier sind wirklich die MFAs gefordert, weil sie diejenigen sind, die auf die Patienten treffen und diesen natürlich kompetent weiterhelfen möchten.“ Ein Beispiel dafür ist die elektronische Patientenakte (ePatientenakte). Die MFAs können Patienten nur unterstützen, wenn sie wissen, welche technischen Prozesse dafür notwendig sind und welche Informationen oder Erklärungen mit den Patienten besprochen werden müssen. 

Als MFA aktiv auf die Arbeitgeber zugehen

Die Krankenkassen setzen eigene Systeme auf und die Anbieter von Praxisinformationssystemen (PIS) arbeiten daran, die Anbindung an die TI auch für die elektronische Gesundheitsakte vollumfänglich umzusetzen. Idealerweise soll es dann möglich werden, im Praxisinformationssystem auf ein Icon zu klicken und so z. B. direkt den Medikationsplan oder einen Arztbrief in das System des Patienten zu übertragen. Wie Dr. Anke Diehl betont, muss dies jedoch alles vorbereitet sein: „Informiert zu sein ist das Wichtigste. Es kann ja auch sein, dass man vielleicht seinem Arbeitgeber vorschlägt, aktiv DiGas anzubieten, beispielsweise, weil man über bestimmte Anwendungen etwas gehört oder gelesen hat oder diese von den Patienten immer wieder nachgefragt werden.“ In diesem Fall könnte man auch die Idee vorbringen, sich beispielsweise zusammen weiterzubilden. „Das kann man schon von MFA-Seite einfordern und so die Digitalisierung in der Praxis wirklich beschleunigen.“ 

Es muss vieles geklärt werden, um in der Praxis gut gerüstet zu sein

Im Rahmen der Veranstaltung HCP.digital wird Dr. Anke Diehl in ihrem Workshop speziell medizinische Fachangestellte über wichtige Begrifflichkeiten und die aktuelle Gesetzeslage informieren. Es gibt eine ganze Bandbreite von Punkten, an denen nun neue Herausforderungen auf die MFAs zukommen werden. Wie können Dokumente vom Patienten auch für den Arzt oder die Ärztin vorbereitet werden? Wie verändert das eRezept die Ausstellung von Rezepten? Was muss mit dem PIS-Bereitsteller geklärt werden? Wie geht man mit den verschiedenen Karten wie dem elektronischen Heilberufsausweis um? Was, wenn der Patient kommt und ein MIO (Medizinisches Informationsobjekt) installiert haben möchte? „Ich finde es extrem wichtig, dass medizinische Fachangestellte wissen, was eigentlich von der Praxis gefordert wird. So können sie dann intern mit dem Praxisinhaber oder der Praxisinhaberin Hand in Hand und auf Augenhöhe daran arbeiten, die digitalen Neuerungen zu installieren, einzuführen und zusammen konstruktiv zu überlegen, was man tun kann, um die Prozesse zu glätten.“ 

Weitere Informationen 

Autorin: Tanja Peschel, medproduction

Datum: Januar 2021

Quellen: Interview mit Dr. Anke Diehl, Dezember 2020