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Der digitale (Praxis-)Arzt: Wie sieht der Arztberuf der Zukunft aus?

Der digitale (Praxis-)Arzt: Wie sieht der Arztberuf der Zukunft aus?

Wie verändert die Digitalisierung den Arztberuf? Ersetzen Roboter künftig Ärzte oder arbeiten sie Hand in Hand? Wie müssen sich Arztpraxen vorbereiten? Im Rahmen der Fortbildung HCP.digital gibt Prof. Dr. David Matusiewicz Ärzten und MFAs Tipps und Denkanstöße zur Zukunft des Arztberufs.

Die Digitalisierung wird den Arztberuf massiv verändern. Ärzte, die die Zeichen der Zeit erkennen und sich fortbilden, werden die Chancen Künstlicher Intelligenz nutzen und langfristig erfolgreich arbeiten. Wer die Digitalisierung als Bedrohung sieht und sich ihr verweigert, riskiert seine berufliche Zukunft – und das nicht erst nach Jahren, sondern unmittelbar. So klar jedenfalls sieht dies Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan und Institutsdirektor der FOM Hochschule für Ökonomie und Management. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit dem digitalen Wandel im Gesundheitswesen und treibt diesen als Publizist, Speaker und Moderator aktiv voran. Am 20. Februar 2021 wird Matusiewicz bei der Fortbildungsveranstaltung HCP.digital mit seinem Vortrag „Der digitale (Praxis-)Arzt: Wie sieht der Arztberuf der Zukunft aus?“ und dem Arzt-Workshop „Online Patientenkommunikation / Praxisorganisation / Social Media“ auftreten.

Der Corona-Effekt: Die Pandemie zeigt wie ein Brennglas auf das Gesundheitswesen

Das Jahr 2020 war für Matusiewicz ein ganz besonderes in Bezug auf die Digitalisierung: Zum einen habe die Corona-Pandemie wie ein Brennglas auf das Gesundheitswesen gezeigt und alles, was seit über zehn Jahren vorwiegend in der Theorie diskutiert wurde, rasant beschleunigt: Robotik, Künstliche Intelligenz (KI), Augmented und Virtual Reality, Blockchain und weitere exponentielle Technologien. Zum anderen ist die Gesetzgebung große Schritte vorangekommen: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stellte in 2020 das 3. Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) vor, welches einen Schwerpunkt auf Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) setzt. Rund 73 Millionen gesetzlich Versicherte erhielten damit Anspruch auf eine Versorgung mit „Apps auf Rezept“.

Gute Ärzte, schlechte Ärzte

Wie digital eine Arztpraxis der Zukunft werden muss, entscheidet laut Matusiewicz am Ende der Patient. Dieser sei gleichzeitig Kunde, der sehr wohl schauen wird, wie gut die Praxis in Bezug auf Diagnostik und Instrumentarium aufgestellt ist. Matusiewicz, der auch Gastherausgeber des Hefts „Digitale Dermatologie“ ist, würde als Patient eher einem Arzt vertrauen, der ein digitales Vier-Augen-Prinzip hat und seine Muttermale nicht nur selbst unter der Lupe anschaut, sondern dies noch einmal mittels Künstlicher Intelligenz gegencheckt. Ärzte hingegen, die immer noch so wie vor 30 Jahren praktizieren, bezeichnet er als schlechte Ärzte. Gute Ärzte seien offen gegenüber neuen Technologien, bilden sich aktiv fort und schließen sich in Netzwerken zusammen. Auch die Fachgesellschaften spielten eine wichtige Rolle, Ärzte in digitalen Kompetenzen zu schulen, aber die Eigenmotivation sei am wichtigsten.

Wird der Arzt durch Roboter ersetzt?Ein Stück weit sei dies durchaus möglich, meint der Digitalexperte. Schließlich sind bereits andere Berufe dem technischen Fortschritt zum Opfer gefallen, zum Beispiel der des Fahrstuhl-Concierges oder des Kutschers. Doch sei der Arztberuf zu komplex, um ausschließlich von Robotern ausgeführt zu werden: Menschliche Eigenschaften wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und „über den Tellerrand schauen“ seien schwer zu ersetzen. „Der Arztberuf insgesamt wird so bleiben wie er ist“, so Matusiewicz. „Er wird nur durch digitale Technologien stark unterstützt werden. Also nicht Arzt oder Maschine, sondern Arzt und Maschine“. Dennoch brauche der Arzt der Zukunft drei wesentliche Kompetenzen, um eine erfolgreiche digitalisierte Praxis zu führen: das Verständnis aus der klassischen Medizin, digitale Skills und betriebswirtschaftliches Know-how. Bei den ersten Schritten will der Digitalexperte Ärzte und Medizinische Fachangestellte unterstützen und ihnen auf der HCP.digital Denkanstöße und Impulse geben, die ihnen schon morgen in der Praxis helfen. Dabei freut er sich auch immer über einen kritischen Diskurs. 

Weitere Informationen

Autor: Dr. med. Martin Waitz, medproduction

Datum: Dezember 2020

Quellen: Interview mit Prof. Dr. David Matusiewicz, Dezember 2020

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Digitale Gesundheitsanwendungen. https://www.bfarm.de/DE/Medizinprodukte/DVG/_node.html (Abruf: Dezember 2020)