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Digitalisierung in der Arztpraxis: Welchen Mehrwert bieten Videosprechstunden?

Digitalisierung in der Arztpraxis: Welchen Mehrwert bieten Videosprechstunden?

Welches Potenzial haben neue digitale Tools für die Praxis und für die Patienten? Tragen diese zu einer größeren Distanzierung bei oder können sie die Arzt-Patienten-Beziehung sogar verbessern? Im Rahmen der Fortbildung HCP.digital am 12. Juni 2021 möchte Digitalisierungsexperte Timo Harms in seinem Workshop mit den teilnehmenden Ärzten den individuellen Nutzen von Videosprechstunden für die Praxen herausarbeiten.

Den Datenauswertungen der Stiftung Gesundheit zufolge, bietet mittlerweile über die Hälfte der Ärzte und niedergelassenen Psychotherapeuten Videosprechstunden an. Fast 94 % haben damit aber erst im Jahr 2020 angefangen, berichtet Timo Harms, Teamlead Customer Success bei der jameda GmbH, Deutschlands größter Arzt-Patienten-Plattform. Der immense Anstieg der Nachfrage sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten habe auch er bei jameda gespürt und sei für sie als Plattform eine große Überraschung gewesen. Auch für das Jahr 2021 sieht er viele spannende Herausforderungen auf die Praxen zukommen. 

Die Digitalisierung ist eine Mammutaufgabe, die die Ärzte schon sehr lange beschäftigt“, so Harms. Positiv sei aber, dass eigentlich jede Praxis die Voraussetzungen und die Infrastruktur für eine Videosprechstunde habe – anders als beim eRezept oder der angekündigten elektronischen AU. Und auch Patienten seien mittlerweile mit dem Smartphone meist optimal dafür ausgerüstet, diese Videosprechstunden durchzuführen.

Als jemand, der schon länger in der Digitalisierungsbranche im medizinischen Bereich unterwegs ist, kennt Timo Harms die Herausforderungen bei der Umsetzung neuer Prozesse in der alltäglichen Praxis, darunter die Infrastruktur und das Know-how: „Bei beidem wollen wir die Ärzte dabei unterstützen, diese Änderungen für die jeweilige Praxis so gut einzuführen, dass die Produkte, die die Digitalisierung hervorgebracht hat, einen wirklichen Mehrwert im Praxisalltag bedeuten.“ 

Ein riesiges Potenzial für Ärzte und Patienten

Nicht nur im Praxisalltag, auch im Privatleben merken die meisten Menschen momentan, dass Videokonferenzen elementar für unser tägliches Leben werden. Die medizinische Videosprechstunde habe „natürlich durch die Corona-Pandemie einen Schub bekommen“, die Zahlen von jameda zeigten aber auch, dass die Videosprechstunde trotz der schwankenden Pandemie-Situation weiterhin gut angenommen werde. Der Teamleiter im Bereich Customer Success ist sich sicher, dass dies auch am Riesenpotenzial liegt, das die Videosprechstunde den Patienten und der Praxis bietet: „Als Arzt kann ich meine Patienten auch ortsübergreifend betreuen und mein Wartezimmer entlasten. Für Patienten bedeutet die Videosprechstunde eine Zeitersparnis oder eben auch eine enge und innovative Betreuung in langwierigen Behandlungssituationen, zum Beispiel bei chronischen Erkrankungen.“ Daher ist man bei jameda davon überzeugt, dass die Videosprechstunde keine „Modeerscheinung“ ist, die nur durch die Corona-Pandemie temporär einen Aufschwung erlebt, sondern dass sie so wie in anderen Ländern auch langfristig Einzug in den Alltag von Patienten und Ärzten in Deutschland halten wird. 

Die Vertrauensbildung zwischen Arzt und Patient unterstützen

Bei der Beziehung zwischen Arzt und Patient ist eine gute Kommunikation der Grundstein für die Vertrauensbildung. Diese kann auch digital gelebt werden: „Auch in der Videosprechstunde kann ein Arzt einfühlsam auf seinen Patienten eingehen und Vertrauen aufbauen – Missverständnisse, wie sie in der geschriebenen Kommunikation oder am Telefon entstehen, können vermieden werden“, erläutert Harms. Durch digitale Tools, die die Kommunikation vereinfachen und vertiefen, würde eine Nähe erzeugt, die für eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung nötig ist. 

Für die Zukunft schließt Harms nicht aus, dass es auch spezialisierte „Videoärzte“ geben könnte. Da der Arzt jedoch zum Patienten passen muss und Patienten sich ihren Arzt aussuchen möchten, wird seiner Meinung nach die Videosprechstunde immer mehr zum Alltag der Arztpraxis gehören. So können beispielsweise Befundbesprechungen beim Hausarzt, die Wundkontrolle beim Hautarzt oder Nachsorgetermine in allen Fachrichtungen per Videosprechstunde erfolgen und „es dem Patienten ermöglichen, mit seinem persönlichen Arzt Krankheiten oder Symptome zu besprechen und dadurch einfach wieder einen Schritt näher an seinen Arzt zu kommen. Diese Vertrauensbildung möchten wir als Plattform unterstützen“.Gerade wenn es ums Vertrauen geht, ist natürlich auch der Datenschutz immens wichtig. Hier sollten Ärzte darauf achten, dass die verwendete Software für die Videosprechstunde auch entsprechend zertifiziert ist, denn das digitale Patientengespräch soll natürlich genauso vertraulich und sicher sein wie das persönliche Gespräch.

Bei der Veranstaltung HCP.digital möchte Timo Harms in seinem Workshop vor allem in den Dialog mit den Teilnehmern treten. „Nur so können wir den individuellen Nutzen herausarbeiten, den eine Praxis zum Beispiel vom Produkt der Videosprechstunde hat – egal um welche Fachrichtung es sich handelt.“ Jeder Teilnehmer soll etwas Positives für sich mitnehmen können und so könne vielleicht auch eine datenschutzgeprüfte Videosprechstunde in der jeweiligen Praxis Einzug halten. 

Weitere Informationen 

Autorin: Tanja Peschel, medproduction

Datum: Januar 2021

Quellen: Interview mit Timo Harms, 11. Januar 2020